Website-Icon LoupedIn

Outlook 2024

2024 wird als schwieriges Jahr starten. Wir rechnen gleichwohl damit, dass das Transaktionsgeschäft – nicht zuletzt dank eines stabileren Zinsumfelds und möglicherweise ersten Zinssenkungen im Sommer–  zur Jahresmitte mit einer erhöhten Transaktionszahl wieder Fahrt aufnehmen wird. Dies gilt für private M&A-Transaktionen ebenso wie für öffentliche Übernahmen insbesondere im Small- und Midcap-Bereich. Jedenfalls für die zweite Jahreshälfte (ggf. schon in Q2) rechnen wir auch wieder mit verstärkter Kapitalmarktaktivität.

Hintergrund:

Politische Krisen

Das Jahr 2024 wird ein Jahr der Geopolitik. In rund 70 Ländern finden Wahlen statt, Konflikte wie im Gazastreifen drohen sich auf die Region und darüber hinaus auszuweiten. Demnach werden die in 2023 maßgeblichen Unsicherheitsfaktoren auch in 2024 vorherrschend bleiben:

Russlands Krieg gegn die Ukraine

Neben dem unfassbaren menschlichen Leid verschärft der russische Angriffskrieg auch die wirtschaftlichen Unsicherheiten. Die globalen Folgen sind noch immer schwer abzuschätzen: Rohstoffpreise auf Rekordhöhe, gestörte Lieferketten und drohende Engpässe bei der Energieversorgung.

Nahostkonflikt

Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel hat die Welt erschüttert. Jenseits der damit verbundenen humanitären Krise, die Millionen von Menschenleben betrifft, hinterlässt der Nahostkonflikt auch dauerhafte Spuren auf das Wirtschaftsgeschehen, zuerst in der betroffenen Region, aber auch in Deutschland und der Welt insgesamt. 

So führte der geopolitische Konflikt im Oktober 2023 zu Turbulenzen sowohl auf den Finanzmärkten als auch auf dem Ölmarkt. Gestiegene Risikoaufschläge erhöhten die Finanzierungskosten für verschuldete Staaten, die steigende Unsicherheit trieb viele Investoren in die Suche nach sicheren Häfen, was sich etwa in einem dauerhaft höheren Goldpreis spiegelte.

Wahlen in den USA

Unsicherheit herrscht auch im Hinblick auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA. Die Politik der USA dürfen vom Präsidentschaftswahlkampf sowie den zahlreichen Vorwahlen geprägt sein. Am 5. November 2024 wird dann ein neuer Präsident gewählt, der im Januar 2025 sein Amt antreten wird. Womöglich wird Amtsinhaber Joe Biden erneut gegen Donald Trump antreten müssen, obgleich dieser sich vor mehreren Gerichten in unterschiedlichen Verfahren verantworten muss. Gesamtwirtschaftlich scheint der größten Volkswirtschaft der Welt eine sanfte Landung zu gelingen, denn nach jetzigen Daten dürfte eine Rezession infolge der rasanten Zinserhöhungen vermieden werden können.

Volkswirtschaftliche Erwartungen

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2023 um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Nach dem Coronajahr 2020 ist es der zweite Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung in diesem Jahrzehnt. Hauptgründe für diese Ent- wicklung waren die nach wie vor hohen Preise und ungünstige Finanzierungsbedingungen. Außerdem hat die schwache Nachfrage im In- und Ausland belastet. Im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor Beginn der Coronapandemie, lag das BIP 2023 nur 0,7 Prozent höher.

Deutschlands wichtigster Wirtschaftszweig, die Industrie, hatte 2023 mit sinkenden, aber im Vergleich zum Vorkrisenniveau immer noch hohen Energiepreisen sowie schwindenden Aufträgen infolge der Zinswende zu kämpfen. So nahm die Wirtschaftsleistung der Industrie um 0,4 Prozent ab.

Ausblick für 2024

Es ist zwar mit einem weiteren Rückgang der Energiepreise zu rechnen, und auch die Zinswende hat erst einmal ihr Ende gefunden. Etwas Belebung in der Industrie erwarten die Prognostiker im Laufe des Jahres. Doch bislang scheint es, dass die Folgen der Energiekrise die Industrie auf Dauer schwächen.

In der Folge wird auch die Frage der Versorgung der Industrie (ebenso wie der Bevölkerung) mit Energie zu international wettbewerbsfähigen Konditionen ein maßgeblicher Treiber für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bleiben.

Dass die deutsche Wirtschaft 2023 nur leicht geschrumpft ist, lag vor allem am privaten Konsum. Die zurückgehende Inflation – im Jahresschnitt lag sie nach vorläufigen Zahlen bei 5,9 Prozent – sowie nach und nach steigende Löhne haben die Leute wieder in die Geschäfte getrieben, trotz hoher Energiepreise. Dennoch lagen die preisbereinigten Konsumausgaben 0,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. 2024 sollte der private Konsum den größten Anteil der Konjunkturbelebung ausmachen. Steigende Löhne und Sozialtransfers sollen wieder die weiter sinkende Inflation übertreffen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der steigende Konsum die Preise wieder antreiben könnte. Von der gefürchteten Lohn-Preis-Spirale ist bislang kaum etwas zu sehen, aber die Gefahr ist weiter gegeben.

Zinsumfeld

Die Notenbanker haben die Leitzinsen seit Juli 2022 um 450 Basispunkte angehoben, um die Inflation einzudämmen – so schnell und kräftig wie noch nie seit Bestehen der Währungs- union. Der Preisauftrieb dämpfte den Konsum. Die gestiegenen Finanzierungskosten bremsten die Investitionen aus und stürzten die Bauwirtschaft in eine Krise. Schuldner beeilen sich, ihre Außenstände, die aus den Niedrigzinszeiten stammen, zu tilgen, damit sie sie nicht durch Hochzinskredite ersetzen müssen. Die Geldversorgung der Wirtschaft schrumpft. Und weil auch die Notenbanken in anderen Ländern ihre Leitzinsen kräftig anhoben, befinden sich auch die deutschen Exporte auf Talfahrt. Aber inzwischen haben die Notenbanken es geschafft, die Inflation einzudämmen. Unterstützt wurden sie dabei von den schwindenden Materialengpäs- sen und den nachgebenden Preisen an den Rohstoffmärkten. Die Zinsen werden jedoch auf einem im Vergleich zur Nullzinsphase der letzten Jahre hohen Niveau bleiben.

Kein Schub vom Ausland

2023 verlief auch deswegen schwach, weil der erhoffte Schub aus dem Ausland weitgehend ausfiel. Die wichtigsten Handelspartner hatten mit eigenen Problemen zu kämpfen, vor allem China mit den Spätfolgen der Coronapandemie. Die deutschen Importe sanken um 3,0 Prozent, die Exporte um 1,8 Prozent.

In den USA, dem wichtigsten Auslandsmarkt für deutsche Exporteure, zeichnet sich nach dem kräftigen Wachstum im dritten Quartal eine Verlangsamung ab. Auch wenn die befürchtete Rezession bisher ausgeblieben ist, heißt das nicht, dass sie nicht noch kommt. In früheren Zyklen dauerte es von der ersten Zinserhöhung bis zum Beginn einer Rezession bis zu 43 Monate. Bisher sind seit dem Start des Zinserhöhungszyklus der Fed im März vergangenen Jahren gerade einmal 21 Monate verstrichen.

Dass China die Weltwirtschaft aus der Talsohle zieht, ist unwahrscheinlich. Überkapazitäten im Immobiliensektor, sinkende Häuserpreise, hohe Jugendarbeitslosigkeit und überschuldete Provinzregierungen haben der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt einen Teil ihrer Stärke genommen. Um 4,5 Prozent wird Chinas Wirtschaft im nächsten Jahr wachsen, halb so viel wie noch vor 20 Jahren. In den nächsten zehn Jahren werde das Land noch viel langsamer wachsen, im Durchschnitt zwei oder drei Prozent pro Jahr. Das dürfte die deutsche Exportindustrie schmerzhaft zu spüren bekommen.

Ohnehin sind die Risiken für das Auslandsgeschäft groß. Der Krieg in der Ukraine zieht sich hin, Putin kann ihn jederzeit eskalieren, der Krieg Israels gegen die Hamas kann sich zu einem Flächenbrand entwickeln; ein Konflikt zwischen China und Taiwan könnte die Weltwirtschaft aus den Angeln heben. Und sollte Donald Trump im nächsten Jahr wieder ins Weiße Haus einziehen, könnte eine neue Protektionismuswelle drohen.

Marktentwicklung – M&A- und Kapitalmarkttransaktionen, Real Estate

Im M&A-Bereich erwarten wir vor allem Transaktionen im Small-cap-Bereich, die ohne nennenswerte Fremdfinanzierung auskommen, sowie im strategischen Bereich, ausgelöst insbesondere durch die disruptiven Treiber Digitalisierung, Elektrifizierung, AI und ESG.

Die Stabilisierung des Zinsniveaus sollte die Bereitstellung und Inanspruchnahme von Fremdkapital insbesondere auch für Finanzinvestoren wieder erleichtern und zu einer Belebung des Transaktionsgeschäfts insgesamt (insbesondere auch im Large- und Midcap-Bereich) führen (Real Estate, M&A, Private Equity).

Ab dem Q2 rechnen wir vermehrt mit Rettungskapitalerhöhungen zur Schaffung neuen Eigenkapitals. Dies gilt insbesondere für den Immobilienbereich wegen der erforderlichen Neubewertung bzw. Abwertung des Portfoliobestands zum 31. Dezember 2023, aber auch für andere kapitalintensive Branchen (Biotech) wird angesichts des nach wie vor vergleichsweise hohen Zinsniveaus die Finanzierung über den Kapitalmarkt wieder attraktiver werden.

Im Fall einer gesamtwirtschaftlichen Erholung könnte es ab Q2 bzw. nach der Sommerpause auch wieder vermehrt IPO Aktivitäten geben.

Aus nach wie vor gerade im internationalen Vergleich relativ geringen Börsenbewertungen im Small- und Midcap-Bereich in Deutschland könnten sich zudem Public M&A-Gelegenheiten in diesem Segment ergeben und zu einer erhöhten Übernahmeaktivität führen. Diese Erwartung wird durch den Zwang zur Anpassung von Geschäftsmodellen, ausgelöst insbesondere durch die disruptiven Treiber Digitalisierung, Elektrifizierung, AI und ESG, weiter unterstützt.

Themen, auf denen in 2024 unser Augenmerk unter anderem liegen wird:

Umsetzung des Zukunftsfinanzierungsgesetzes in der Praxis (Wie macht sich die e-Aktie? Führen die Gesetzesänderungen wirklich zu der erhofften Belebung und Erleichterung der Unternehmensfinanzierung in Deutschland sowohl im Venture- als auch im Kapitlamarktbereich?)

Die mobile Version verlassen